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und Denkmäler mit Leben erfüllen. NEUSATH. Dr. Tobias Appl heißt der neue Oberpfälzer Heimatpfleger. Bezirkstagspräsident Franz Löffler stellte den Nachfolger von Dr. Franz-Xaver Scheuerer gestern in Neusath (Lkr. Schwandorf) vor. Der 36-Jährige aus Tegernheim (Lkr. Regensburg) wurde aus einer Vielzahl an Bewerbern ausgewählt, wegen seiner fachlichen Qualifikation, aber auch wegen seiner "kreativen Ideen und seiner Bodenständigkeit", so Franz Löffler. Ab 1. April ist Appl unter anderem Berater und Repräsentant des Bezirks in kulturellen Fragen sowie Ansprechpartner für Bürgermeister und Bauherren in Sachen Denkmalschutz. MZ-Redakteur Reinhold Willfurth sprach mit ihm über Oberpfälzer Identitätsstiftung, das Geschichtsbewusstsein der Menschen und die möglichen Folgen. Präsident Löffler hat bei Ihrer Einführung die Kultur als "fast harten Standortfaktor" bezeichnet, ähnlich wichtig also wie Arbeitsplätze oder Infrastruktur. Wie gehen Sie diese Herausforderung an? Zunächst muss ich mich bei allen Kulturträgern in der Oberpfalz bekannt machen und ihnen erst einmal zuhören. Ein paar Akzente habe ich natürlich jetzt schon im Kopf. Welche sind das? Die regionale Geschichtsforschung und Kulturarbeit wird immer professioneller. Es ist der Bedarf da, Ortsgeschichte wissenschaftlich fundiert aufzuarbeiten, aber andererseits auch so, dass man sie einer breiten Öffentlichkeit präsentieren kann. Ich glaube, dass ich daran sehr gut anknüpfen und die Kollegen vor Ort auch sehr gut unterstützen kann. Ein eigener Themenschwerpunkt ist natürlich die Regionalgeschichte. Auch die Zusammenarbeit mit den Schulen ist mir wichtig. Ich will versuchen, durch Lehrerfortbildungen und Ähnlichem in den verschiedensten Fächern Oberpfälzer Themen voranzubringen: Dialekt, Musik, Bauwerke et cetera. Der Begriff "Heimatpfleger" hat etwas Konservierendes an sich. Sie müssen aber auch Neues gestalten, was nicht immer so leicht ist. Haben Sie eine Idee? Das Bewahren und Erhalten ist sehr wichtig, gerade in Zeiten, wo gewachsenes Kulturgut oftmals zerstört wird. Aber man muss diese Dinge mit Leben erfüllen. Was bringt mir ein gepflegter musealer Ort, in dem kein Mensch mehr wohnt? Ziel muss es sein, die Leute wieder in die Ortszentren zu holen und sie dort dazu zu bewegen, die Häuser wieder herzurichten. Wie gut das funktioniert, sieht man an erfolgreichen Beispielen. Wie kann man die manchmal als erstarrt und gestrig empfundene Heimatpflege für die Menschen von heute konkret nutzbar machen? Indem man Bewusstsein schafft. Das Bewusstsein zum Beispiel, dass es einen Wert hat, einen alten Bauernhof zu erhalten, dass es einen besonderen Komfort bedeutet, in einem alten Haus zu wohnen und nicht nur die Last zu sehen, Auflagen zu erfüllen. Der Denkmalschutz muss einen Kompromiss finden zwischen dem Erhalt alter Substanz und den Wünschen des Besitzers. Orte, in denen Kultur und Vereinsleben funktionieren, wo es ein Bewusstsein für Geschichte gibt, die schaffen den Wandel derzeit sehr gut. Orte, die auf so etwas überhaupt nicht setzen; die haben nichts, was sie zusammenhält. Dort gibt es keine identitätsstiftenden Aktionen. Die brechen auseinander. (Bericht der Mittelbayerischen Zeitung vom 30. März 2012, Reinhold Willfurth) |