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(Fotos: Herbert Wesselsky)  

"Wie sicher ist Tegernheim vor Hochwasser?

Tegernheim. (hw) Zu einem informativen Vortrag hatte am Montag der Heimat- und Geschichtsverein Tegernheim geladen. Mit zahlreichen Bildern, Karten und Diagrammen informierte Diplom-Ingenieur Rainer Zimmermann vom Wasserwirtschaftsamt über den Hochwasserschutz in Regensburg und Tegernheim. Dank der Erhöhung des Dammes im Bereich Schwabeiweis sei Tegernheim derzeit bis zu einem statistischen 500-jährlichen Hochwasser sicher, stellte der Referent zum Abschluss seiner Ausführungen heraus.


Bis ins Jahr 1929 gehen erste Überlegungen zum Hochwasserschutz im Bereich Regensburg zurück, stellte Zimmermann eingangs fest. Allerdings kamen die Planungen in der Folgezeit nicht mehr voran. Nach dem Hochwasser von 1954 wurden erneut Planungen und Versuchsreihen an der TU München angestoßen. Diese dauerten bis 1965 an und mündeten in einer Hochwassermauer für den Regensburger Stadtteil Stadtamhof. Die geplante Mauer wurde 1987 von der Bevölkerung wegen ihrer großen Höhe abgelehnt.


3.400 Kubikmeter/Sekunde

Aber schon das Hochwasser von 1988 brachte ein Umdenken bei den Bürgern Stadtamhofs mit sich, so dass die Stadt und das Wasserwirtschaftsamt erneute Planungen aufnahmen. Eine endgültige Vorplanung erfolgte schließlich in den Jahren 1997 bis 2000. In einem Wettbewerb wurden dann 2006 18 Einzelabschnitte mit einer Gesamtbausumme von 100 Millionen Euro geplant. Dabei gingen alle Planungen des Amtes von einem Schutz vor einem so genannten 100-jährlichen Hochwasser aus, bei dem eine maximale Abflussmenge von 3.400 Kubikmetern Wasser pro Sekunde erreicht wird. Im Vorgriff auf die staatlichen Baumaßnahmen kaufte die Stadt mobile Dämme, die mindestens ein 20-jährliches Hochwasser im Bereich der Steinernen Brücke abhalten sollen.

Gemeinsam mit der Stadt wurde dann ab 2010 vom Wasserwirtschaftsamt eine erste Baumaßnahme, die Erhöhung des Dammes in Schwabelweis begonnen. Dieser Abschnitt wurde bei der Errichtung der Hochwasserschutzmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Rhein-Main-Donau-Kanal auf Wunsch der Schwabelweiser Bevölkerung ebenfalls nur auf dem niedrigeren 20-Jahre-Niveau gehalten.


Dichte Betonwand

Vor dieser Erhöhung wäre nach Aussage Zimmermanns eine Überflutung Tegernheims über Schwabelweis erfolgt. Anhand einer Karte vom Hochwasser 1882 zeigte der Fachmann, dass fast der gesamte Ort überflutet worden wäre. Die jetzige Dammhöhe in Schwabeiweis sei zwar rund einen halben Meter niedriger als in Tegernheim, halte aber einer Abflussmenge von knapp 4.000 Kubikmetern pro. Sekunde und damit einem statistisch alle 500 Jahre auftretenden Hochwasser stand. Auf Nachfrage bestätigte der Referent, dass sowohl der Damm in Schwabeiweis wie auch der in Tegernheim durch überströmendes Wasser nicht gefährdet seien, da der Damm im Inneren eine dichte Betonwand besitze.

Sollte es aber zu einem größeren Hochwasserereignis kommen und der Damm bei Schwabelweis überflutet werden, so würden Schwabelweis und Tegernheim binnen zwei bis drei Stunden vom Hochwasser überflutet werden, erklärte Zimmermann. Über die Höhe der Überflutung könne er allerdings derzeit keine Aussage treffen. Er hoffe aber, dass man kurzfristig durch Sandsackbarrieren größere Schäden verhindern könne. Allerdings sollten sich alle Hausbesitzer einmal Gedanken über mögliche Schutzmaßnahmen machen und gegebenenfalls eine Versicherung abschließen.

Abschließend informierte der Referent noch über die derzeitigen Planungen zu möglichen Flutpoldern östlich von Tegernheim. Aus fachlicher Sicht seien steuerbare Flutpolder die beste Schutzmaßnahme bei starken Hochwässern, wie sie in Zukunft wahrscheinlich häufiger auftreten werden.

(Bericht der Donau-Post vom 30. Januar 2016, Herbert Wesselsky)
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